Lasst uns spielen – Spaß am Lernen

Woran denken Sie, wenn von „spielend lernen“ die Rede ist – wahrscheinlich eher an Kinder? Das ist naheliegend, denn Spielen ist für Kinder vom Säuglingsalter an elementar wichtig. Neben Spaß und Freude bedeutet Spielen immer auch Lernen und Erfahrungen sammeln. Und doch ist Spielen kein Kinderkram! Auch Erwachsene können in jedem Alter noch spielend lernen und dabei eine Menge Spaß am Lernen haben. Sogar, wenn es darum geht, Probleme zu lösen. Wenn wir spielen, haben wir Spaß, fühlen uns beschwingt und leicht und kommen mit dieser Leichtigkeit zu kreativen Lösungen. Lasst uns also spielen.

Mein persönliches „Aha-Erlebnis“…

…im Hinblick auf spielend lernen hatte ich, als ich ein Projekt zur umfassenden Neuorganisation eines Produktentstehungsprozesses zu leiten hatte. Nachdem alle Abläufe und Schnittstellen von der Kundenanfrage bis zur Serienproduktion definiert und neu organisiert waren, stand ich mit meinem Team vor der Frage, wie wir den komplett neuen Prozess all jenen rund 400 Personen verständlich machen, die am Ende daran beteiligt sein würden. Ein maßgeschneidertes Planspiel, das den komplexen Prozess abbildete, war unsere Antwort. Damit hatten wir ins Schwarze getroffen. Die in diesem Unternehmen bis dato unkonventionelle Art der Vermittlung hat viel Zustimmung gefunden. In weniger als vier Wochen hatten alle Prozessbeteiligten das Planspiel durchlaufen, und mit weiteren Ideen während des Spiels zur Prozessoptimierung beigetragen. Die Zusammenarbeit im Spiel hat zudem das gegenseitige Verständnis der Kolleginnen und Kollegen für die Zusammenarbeit im Prozess extrem positiv beeinflusst. Seitdem bin ich von Planspiel als didaktischem Instrument hochgradig begeistert und habe immer wieder verschiedene Varianten und Einsatzmöglichkeiten getestet.

Wie im echten Leben…

…geht es im Planspiel darum, Prioritäten zu setzen, Alternativen zu bewerten und Entscheidungen zu treffen, die von allen getragen werden. Das Spiel hilft, komplexe Abläufe und Handlungen leichter zu verstehen, verschafft den Spielenden praxisbezogene Erlebnisse und ermöglicht realitätsnahes Lernen. In meinen Trainings ist das Planspiel mein absoluter Favorit für Führungsthemen und beim Themenkomplex Projektmanagement. „Spielend“ lassen sich Mitarbeitergespräche führen oder Personalengpässe bei gleichzeitig engen wirtschaftlichen Vorgaben kompensieren. Diese und weitere Alltagssituationen simulieren wir absolut authentisch im Planspiel. Genauso lässt sich ein kompletter Projektmanagement-Prozess durchspielen – vom Erstkontakt mit dem Auftraggeber bis hin zum erfolgreichen Projektabschluss und Abnahme durch den Kunden. Die Teilnehmenden finden spielend zu neuen Ideen und Lösungen und übernehmen eine aktive Rolle im eigenen Lernprozess. Am Ende steht ein gemeinsamer Lernerfolg, der weder mit rein theoretischen Methoden noch mit dem vielerorts praktizierten Sprung ins kalte Wasser zu erzielen ist. Davon bin ich fest überzeugt. Und Sie?

Ein kurzer Ausflug in die Lerntheorie…

…zeigt uns, warum es sich beim Planspiel so nachhaltig lernen lässt. Der Bildungstheoretiker David Allen Kolb teilt den Lernprozess in vier zyklische Phasen ein: Tun – Nachdenken – Theoretisieren – Experimentieren. Und er beschreibt vier verschiedene Lerntypen: Macherin, Entdeckerin, Denkerin, und Entscheiderin. Bei den meisten Menschen sind ein oder zwei Lernstile besonders ausgeprägt, doch auch die weniger ausgeprägten sind bekannt und werden bis zu einem gewissen Grad angewandt. Gut so! Denn echtes Lernen findet nach Kolb erst statt, wenn alle vier Phasen durchlaufen sind. Die Reihenfolge spielt dabei keine Rolle. Wer den besten Zugang über die Theorie findet, wird an diesem Punkt einsteigen, wer die Dinge lieber pragmatisch angeht, wird mit dem Experimentieren beginnen. Der bevorzugte Lernstil einer Person ist übrigens nicht statisch, sondern kann sich im Lauf der Zeit verändern. Das Planspiel ist nicht zuletzt deswegen so effektiv, weil es alle vier Phasen des Lernprozesses abdeckt.

Welcher Lerntyp sind Sie?

Allen die jetzt neugierig geworden sind und wissen möchten, welche(n) Lerntyp(en) sie selbst verkörpern, empfehle ich den Lernstiltest LSQ (Learning Styles Questionnaire von Alan Mumford und Peter Honey). Ich wünsche Ihnen eine ebenso unterhaltsame wie aufschlussreiche Beschäftigung damit und freue mich, wenn Sie nächste Woche wieder in meinem Blog vorbeischauen.

Bis dahin eine gute Zeit!

Ihre Melanie Brandes