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Was ich gerne gehört hätte, als ich Abteilungsleiterin wurde – meine 5 Tipps
Als ich meine erste Führungsfunktion übernahm, stand ich mir oft selbst im Weg. In diesem Blogpost teile ich mit dir fünf Tipps, die mir seinerzeit geholfen hätten, souverän zu führen und mir treu zu bleiben. Ein ermutigender Erfahrungsbericht für Business-Frauen, die ihre Karriere selbstbewusst gestalten wollen.
Tipp 1: Glaube an dich
Auf meine erste Stelle als Führungskraft bewarb ich mich aktiv bei einem Automotive-Zulieferer. Ich hatte den starken Willen, ein Team zu führen. Von Anfang an fürchtete ich: Ich kann meinen männlichen Kollegen nicht das Wasser reichen. Wie sollte ich als 27-jährige weibliche Führungskraft in dieser männerdominierten Branche bestehen? Ich stellte grundsätzlich alles in Frage, was ich entschieden, getan oder gesagt hatte. Die Selbstzweifel saßen tief. Heute weiß ich: Wenn ich an mich glaube, tun das andere auch. Erst als ich in die Selbstständigkeit gegangen bin, habe ich wirklich gelernt, selbstbewusst zu sein. Besonders geholfen haben mir dabei die wertschätzenden Feedbacks, die mich nach meinen Seminaren erreicht haben. Meine Kundinnen und Kunden haben mich darin gestärkt, mein Selbstbild Schritt für Schritt zu verbessern.
Das Leben als weibliche Führungskräfte ist viel leichter, wenn du an dich glaubst. Lass limitierende Glaubenssätze hinter dir. Verabschiede Sätze wie „Ich muss mich beweisen“, „Das kann ich noch nicht“, „Andere haben viel mehr Erfahrung als ich“. Lass dich coachen, um dein Denken zu verändern. Denn: Nur wer selbst an sich glaubt, führt erfolgreich. Nur wer selbstbewusst handelt, überzeugt andere. Hol dir als Führungskraft möglichst oft offenes Feedback von Menschen ein, die dir wohlgesonnen begegnen. So fällt es dir leichter, an dich zu glauben.
Tipp 2: Höre auf dein Bauchgefühl
Ich habe ein starkes Bauchgefühl. Als junge Vorgesetzte meinte ich jedoch, rational und damit professionell handeln zu müssen. Ich wollte kalkulierbar sein, logisch denken, Pros und Contras abwägen, bevor ich entscheide. Mein Bauchgefühl nahm ich zwar wahr. Doch ich ignorierte das, was ich fühlte. Als mein Arbeitgeber umstrukturierte, warnte mich meine innere Stimme deutlich: Hier stimmt was nicht. Im kleinen Kreis traute ich mich, meine Bedenken zu äußern. Meinen Vorgesetzten gegenüber blieb ich stumm und setzte die Vorgaben um. Gut ging es mir damit nicht. Ich rieb mich auf und steckte viel Energie in etwas, gegen das mein Inneres rebellierte. Am Ende fuhr das Projekt gegen die Wand – mit Ausnahme eines Teilprojekts, für das ich mich im Übrigen am ehesten erwärmen konnte. Heute weiß ich: Mein Bauchgefühl hat immer recht. Die Entscheidungen, die ich gegen meine Intuition treffe, passen nicht zu mir. Ermutigend ist: Wenn ich unkonventionell vorgehe, weil ich auf meinen Bauch höre, kommt das besonders gut an.
Nimm dein inneres Wissen wahr und achte es. Sprich aus, was dir im Magen liegt. Nimm dir Zeit zu spüren, wie dein Körper reagiert, wenn Neues ansteht oder wenn du dich entscheiden musst. Dein Bauchgefühl hilft dir dabei, authentisch zu sein.
Tipp 3: Sei authentisch
Als ich frisch in meiner Position als Abteilungsleiterin war, orientierte ich mich an erfahrenen Kollegen. Ich wollte lernen und mich zu einer Spitzenkraft entwickeln. Also eiferte ich anderen nach. Ein gutes Verhältnis zu meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu haben, fiel mir leicht. Frei Vorträge zu halten, kostete mich besonders viel Energie. Ich studierte stundenlang den Text ein, übte mit eiserner Disziplin und war trotzdem weder locker noch souverän. Hingegen zeigte mir das, was leicht ging, deutlich: Das bin ich. Das passt zu mir. Alles, was mir schwerfiel, widersprach meiner Persönlichkeit und wirkte aufgesetzt, gespielt. Eines Tages sprach ich aus dem Bauch heraus über Logistiklager. Mit großer Begeisterung erklärte ich, wie wichtig sie für unsere Lieferkette waren. Ein Kollege, von dem ich es niemals erwartet hätte, gab mir ein tolles Feedback.
Vorbilder schenken dir Orientierung. Mach dir bewusst: Wenn dir andere Menschen imponieren, gehst du in Resonanz mit den Eigenschaften und Stärken, die auch in dir stecken. Doch: Wer andere kopiert, opfert seine Authentizität. Also: Lerne von anderen. Lass dich inspirieren, stelle Fragen, beobachte und probiere aus. Doch reflektiere: Was davon passt zu mir und meiner Persönlichkeit? Was davon deckt sich mit meinen Werten und Bedürfnissen? Mach dein Eigenes aus dem, was dich an anderen beeindruckt. Wir sind immer dann am stärksten, wenn wir niemanden kopieren wollen. Wir sind dann wir selbst, wenn wir nach unserer Intuition handeln und uns selbst treu bleiben.
Tipp 4: Sprich stolz über dich und deine Erfolge
Als Abteilungsleiterin war ich von Männern umgeben, die natürlich über ihre Erfolge sprachen – und zwar häufig. Ganz gleich, ob es ein Verkaufsabschluss, eine Top-Präsentation beim Kunden, die bestandene Prüfung oder sogar die persönliche Bestzeit beim Marathon am Wochenende war: Meine Kollegen benannten jedes noch so kleine Gelingen mit stolzgeschwellter Brust. Ich hingegen hielt mich zurück. Das, was ich erreichte und leistete, schien mir normal, nichts Besonderes eben. Ich musste oder wollte mich ja schließlich beweisen. Ich maßte es mir nicht an, zufriedene Kunden, Projekterfolge oder neue Meilensteine im Team zum Besten zu geben. Heute weiß ich: Ich bin dann erfolgreich, wenn ich über meine Erfolge spreche.
Tritt selbstbewusst auf. Wähle deine Worte bewusst wertschätzend. Nimm eine stärkende Pose ein, betrachte dich im Spiegel und mach dir deine Größe bewusst. Trage bei wichtigen Terminen Lieblingsklamotten, in denen du dich wohlfühlst und die zum Kontext passen. Sei stolz auf das, was du tust und berichte aufrecht und mit leuchtenden Augen darüber.
Tipp 5: Schmiede Allianzen
Als junge Führungskraft fühlte ich mich wie eh und je am wohlsten unter Meinesgleichen. Ich gesellte mich zu Kolleginnen und Kollegen, die in meinem Alter waren, meine Interessen und meinen Humor teilten. Es fiel mir schwer, bewusst Kontakte zu knüpfen, um Fürsprecher oder Unterstützer für mich zu gewinnen. Heute weiß ich: Es lohnt sich, Zeit und persönliches Engagement in ein starkes Netzwerk zu investieren. Ich hätte viel früher über meinen Schatten springen und professionelle Beziehungen aufbauen sollen. Denn Führungskräfte brauchen Menschen, die unsere Abteilung, unser Team, unsere Projekte fördern – auch wenn wir unsere Freizeit nicht mit ihnen verbringen würden. Gute Allianzen öffnen Türen.
Frage dich: Wen würde ich gerne treffen? Über wen oder was will ich mehr erfahren? Starte mit gehaltvollem Small-Talk im Aufzug, in der Tiefgarage oder vor und nach Besprechungen. Verabrede dich mit fachfremden Kollegen oder neuen Führungskräften im Unternehmen zum Mittagessen. Stelle Fragen und höre interessiert zu. Berichte, was dich beruflich beschäftigt. Teile auch Persönliches, ohne privat zu werden. Gestalte gute Begegnungen. Sie bereichern dich auf deinem Karriereweg fachlich und menschlich.
Ich wünsche Dir eine wertvolle Zeit.
Deine Melanie Brandes